Wohnungs- und Obdachlose warten auf Impftermine. (Foto: pixabay)

Wohnungs- und Obdachlose in Münster warten auf Impftermine

Weil sie als besonders gefährdet gelten, werden wohnungs- und obdachlose Menschen früher geimpft als ursprünglich vorgesehen. Wann das genau sein wird, ist allerdings noch offen.

Die Stadt Münster wird im Kampf gegen die Corona-Pandemie keine mobilen Impfteams für Menschen auf der Straße anbieten. Das bestätigte das Presseamt der Stadt Münster auf Anfrage. Das Angebot richte sich ausschließlich an die Notunterkünfte im Bereich der Wohnungs- und Obdachlosenhilfe. Wann die Betroffenen in den Einrichtungen in Münster ein Impfangebot erhalten werden, war bei Redaktionsschluss noch offen.

Alleine gelassen werden sollen diejenigen, die Platte machen und in keiner Unterkunft Zuflucht suchen, aber nicht. In Absprache zwischen dem Sozialamt der Stadt Münster, der Bischof-Hermann-Stiftung (unter anderem HdW und HuK) sowie dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) soll auf diese Gruppen gezielt zugegangen werden. Das heißt: Über die aufsuchende Arbeit der Einrichtungen werden Obdachlose angesprochen und auf die Impfungen in den Notunterkünften hingewiesen.

„Die Menschen können sich dann bei den Einrichtungen melden und voraussichtlich mit in die Impfgruppe aufgenommen werden“, sagt Florian Stritzke vom Sozialamt. Auch über die Auszahlungsstelle des Jobcenters im Haus der Wohnungslosenhilfe (HdW) erhoffe man sich einen entsprechenden Informationsfluss, sodass möglichst jeder über mögliche Impfungen informiert wird.

Wohnungs- und Obdachlose sind in Priorität 2

Weil sie als besonders gefährdet gelten, werden wohnungs- und obdachlose Menschen früher geimpft als ursprünglich vorgesehen. Demnach gehören Personen, die in Notunterkünften leben oder tätig sind, mittlerweile zu den Impfberechtigten der Priorität 2. Einen Termin für die Corona-Schutzimpfung gibt es derzeit noch nicht. Im offiziellen Impffahrplan für NRW ist zwar der Zeitraum ab dem 8. März angegeben, doch konkret nennt das Land als möglichen Start lediglich „so bald wie möglich“.

Die Einrichtungen in Münster hatten auf einen Termin Ende März oder Anfang April gehofft. Wegen des zwischenzeitlichen Stopps des Corona-Impfstoffs Astrazeneca Mitte März und der ohnehin knappen Reserven „gehen wir aber mittlerweile davon aus, dass es wohl etwas später wird“, sagt HdW-Leiter Thomas Mühlbauer. „Nichtsdestotrotz sind wir froh, dass Impfungen für unseren Bereich überhaupt absehbar sind“.

Die Planungen für die Impfungen sind dennoch frühzeitig in die Wege geleitet worden. Seit einiger Zeit werden im HdW Bewohner und Mitarbeiter*innen in Gesprächen sowie über Aushänge informiert. Das HdW bietet Platz für 80 Personen, 48 weitere kommen über die Nachtunterkunft Huk (Hilfevermittlung und Kurzzeitübernachtung). Plus die Winternothilfe am Albersloher Weg mit Wohncontainern für weitere 40 Personen.

Winternothilfe vor Verlängerung

Zu der Winternothilfe laufen derzeit zudem Gespräche über eine Verlängerung des Betriebs. Eine Weiternutzung bis zum 31. Mai gilt als wahrscheinlich. „Und bei dieser Größenordnung braucht es einen gewissen Vorlauf“, so Mühlbauer. Denn noch ist unklar, wie genau die Impfungen vonstattengehen sollen. „Aus meiner Sicht bräuchte es den Einsatz mobiler Impfteams. Einfach wegen der Vielzahl an Menschen, die hier unterkommen“, sagt Mühlbauer.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) spricht sich ebenfalls für den Einsatz mobiler Impfteams aus. In einer Empfehlung von Anfang März heißt es, dass bei der Umsetzung der Impfungen berücksichtigt werden sollte, „dass wohnungslose Menschen zum Teil negative Erfahrungen mit dem medizinischen Versorgungssystem gemacht haben und daher Vorbehalte und Misstrauen bestehen. Das Impfangebot sollte daher nach Möglichkeit in Einrichtungen oder Angeboten der Wohnungsnotfallhilfe stattfinden.“

Auch der Sozialdienst katholischer Frauen Münster bereitet seine Angebote im Bereich der Wohnungslosenhilfe auf die anstehenden Impfungen bevor. Mit der Übernachtungsstelle für akut wohnungslose Frauen sowie der stationären Unterkunft und den Langzeitplätzen betrifft das mehr als 50 Personen. „Alle Betroffenen bei uns sind bereits angesprochen worden“, sagt Fachbereichsleiterin Sandra Bracht. „Wir sind auf jeden Fall sehr froh, denn es ist ein dringend erforderlicher Schritt, für den in unserem Bereich überregional lange gekämpft worden ist.“

Im Christopherushaus, einer Einrichtung für alleinstehende wohnungslose Männer in besonderen sozialen Schwierigkeiten, wartet man ebenfalls auf die Impftermine. „Das ist ein wichtiger Schritt, weil die Lebensbedingungen der Menschen hier besondere sind“, sagt Bereichsleiter Werner Tenambergen. Die Hygienebedingungen sind schwieriger, nicht jeder Bewohner hat ein eigenes Badezimmer. Zudem kommt es zu vielen Begegnungen auf den Gängen oder beim Essen. „Da gibt es automatisch zu mehr Kontakten“, so Tenambergen. Die insgesamt 78 Bewohner seien in Teilen bereits informiert. Sobald es zur Terminvergabe kommt, werde man den Informationsfluss intensivieren, so Tenambergen.

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