Von der Idee zum Verkauf

Der Weg der draußen!

Viele Leser*innen im Münsterland kennen die draußen! und kaufen sie seit Jahren. Eine Reihe von Menschen in sozialen Notlagen verdienen mit dem Verkauf wieder eigenes Geld. Doch wer schreibt, produziert und verkauft die draußen! ?

draußen! erscheint in elf Ausgaben jährlich und geht jeweils am ersten Werktag eines Monats in den Straßenverkauf. Eine durchschnittliche Auflage hat 8.000 Hefte. Mehr verkauft sich immer in der Vorweihnachtszeit, dann kann die Auflage bei 12.000 Exemplaren liegen. Diese Zeit lohnt sich besonders für die Verkäufer*innen, auch wenn sie bei Kälte und Regen draußen stehen müssen. Mau wird der Verkauf am Jahresanfang – das Geld sitzt bei vielen dann nicht mehr so locker – oder in den Sommerferien.

Das Prinzip der draußen!, wie aller anderen Obdachlosen-Zeitungen, ist Hilfe zur Selbsthilfe für Menschen in finanziellen und sozialen Notlagen. Geld zu verdienen, ist ein Fokus: Die Verkäufer*innen erhalten 50 Prozent des Verkaufserlöses. Kauf und Weiterverkauf auf eigene Rechnung fördern die Selbständigkeit der Menschen, geben bei aller Flexibilität einen festen Rahmen und einen von Arbeit bestimmten Lebensrhythmus. Das Gespräch mit der Kundschaft bringt neue soziale Kontakte und Anerkennung.

Die Verkäufer*innen müssen in Vorleistung treten und die Exemplare von draußen! beim Verein kaufen. Sie zahlen 1,40 Euro pro Heft, die Hälfte des Endverkaufspreises von 2,80 Euro. Ihren Gewinn pro Heft (1,40 Euro) – manchmal ein abgerundeter Betrag oder ein Trinkgeld oben drauf – gehört den Verkäufer*innen. Deshalb müssen sie im Voraus kalkulieren: Wie wird der Verkaufsmonat, was schaffe ich als Verkäufer*in? Diese Fragen müssen sich alle selbst beantworten, was Eigenverantwortung fördert.

Etwa 50 Verkäufer*innen bringen die draußen! an ihre Leser*innen. Alle sind bei der „draußen!“ registriert und bekommen einen Verkaufsausweis. Der Stempel des Vereins und die Nummer der verkaufenden Person finden sich immer auf Seite 3 jedes vertriebenen Heftes. Die Reputation der draußen! ist ein wichtiges Gut. Deshalb gelten strikte Regeln für den Verkauf: kein Betteln, keine Belästigungen, kein Alkohol. Sonst droht ein Verkaufsverbot.

Nicht an jeder Ecke ist die draußen! zu haben. Für die Verkäufer*innen gibt es feste Standplätze. Der Verein kümmert sich zentral um das Anwerben und die Pflege solcher Verkaufsplätze. Vor den Supermärkten wird die draußen! nur angeboten, wenn die Geschäftsführungen damit einverstanden sind und die Verkäufer*innen tolerieren.

Das Finanzamt weiß selbstverständlich Bescheid, der Verkauf ist gemeinnützig. Der Verein bekommt die Hälfte des Verkaufspreises und muss daraus den Druck und die Stellen in der hauptamtlichen Redaktion refinanzieren. Hinzu kommen die Einnahmen über die – oft sehr treuen – Anzeigenkunden. Da ist es gut, wenn viel verkauft wird.3

So sieht unser Verkaufsausweis aus

Ehrenamtliches Engagement spielt bei der Entstehung der draußen! eine große Rolle. In der ehrenamtlichen Redaktion entstehen die Ideen für die inhaltlichen Schwerpunkte der Hefte und die einzelnen Beiträge. Zurzeit stehen 15 bunt gemischte Menschen von Studierenden bis zu Rentner*innen hinter jeder draußen!-Ausgabe. Alle zwei Wochen trifft sich die Redaktion in den Räumen von „draußen! e.V.“ an der Von-Kluck-Straße, um die nächsten Hefte zu besprechen. Fünf Ehrenamtliche kümmern sich um die Reportagen und Berichte, sechs sind für die wiederkehrenden Rubriken der Hefte zuständig, ein Fotograf bringt Leben auf die Seiten. Am Ende sorgt ein dreiköpfiges Korrektorat für eine fehlerfreie Drucklegung.

Professionell betreut wird die draußen! von der fest angestellten Redakteurin Natalie Remmer. Sie koordiniert das ehrenamtliche Engagement rund um das Blatt, übernimmt die Schlussredaktion und überwacht den Weg zur Druckerpresse. Eine weitere Teilzeitstelle unterhält der Verein „draußen! e.V.“ für die Layouterin Maike Nathaus, die für die Gestaltung zuständig ist.

Themen der draußen!-Ausgaben entstehen von innen heraus. „Es ist ein Gemeinschaftsprojekt“, wie Redakteurin Natalie Remmer betont. „Der Charakter der Hefte hängt nicht zuletzt von den Ideen in der ehrenamtlichen Reaktion ab. Wir wachsen mit allen, die mitmachen.“ Dabei widmet sich draußen! in der Regel Themen, die in anderen Medien so nicht vorkommen: soziale Fragen und menschliche Schicksale, ehrenamtliches Engagement und besondere Lebensleistungen von Menschen aus der Stadt und Region.

draußen! bringt für alle etwas. Die Leser*innen erhalten für ihre Spende einen Gegenwert: das Magazin. Die Verkäufer*innen können in eigener Verantwortung agieren und verdienen pro verkauftem Heft einen festen Betrag. Und die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen der Redaktion, so sagt Redakteurin Natalie Remmer, „sollen Freude daran haben, eine gute Zeitschrift zu produzieren!“

Text: Andreas Daniel | Fotos: Tilman Dominka