
Moderiert von Judith Schulte-Loh in der WDR Lokalzeit live diskutierten der designierte Oberbürgermeister, Tilman Fuchs, der stellvertretende Polizeipräsident, Jürgen Dekker, und der Generalmanager des Mauritz Hotels, Alexander Grüner, mit dem Publikum über die Situation am Bahnhof. Fotos: Wolfram Linke
Von Wolfram Linke
„Was bringen Videoüberwachung und Waffenverbot wirklich?“, wollte der WDR 5 am Samstag in der Stubengasse von Münsteranerinnen und Münsteranern, Politikern und Interessenvertretern öffentlicher Institutionen wissen. Und Moderatorin Judith Schulte-Loh bekam im Rahmen der WDR Lokalzeit live reichlich Antworten – neben dem designierten Oberbürgermeister, Tilman Fuchs, dem stellvertretenden Polizeipräsidenten, Jürgen Dekker, und dem Generalmanager des Mauritz Hotels, Alexander Grüner, war es vor allem das zahlreiche Publikum, das offen seine Meinung äußerte. Starke Verschmutzung rund um den Bahnhof, Angsträume wie etwa der Hamburger Tunnel, Messerangriffe und unter anderem keine öffentliche Toiletten sind Themen, die das Forum mit dem münsterschen Bahnhof assoziiert.
Am Bedarf vorbeigeplant
„Die Drogenszene vom Bremer Platz weitet sich in die Nebenstraßen aus“, bestätigte Dekker auf Nachfrage. Dennoch sei die Umgestaltung gut angenommen worden und habe sich bewährt. Dem widersprach Andrea Moraldo, ASB- Stabsstelle Fundraising, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Unter den Sonnensegeln werde es im Sommer unerträglich heiß, es gebe keinen Schutz gegen Regen, den dort aufgestellten Wohncontainer fehle ein schützender Boden. Insgesamt, so ihr Fazit, sei am Bedarf vorbeigeplant worden. „Ich habe mich dort auch schonmal wohler gefühlt“, bestätigte Tilman Fuchs diese Eindrücke. Es gebe dort „immer mehr Menschen, denen es nicht gut geht.“
Situation verbesserungswürdig
Es sei eine große Aufgabe der Politik und aller dort tätigen Institutionen, diese Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Jürgen Dekker unterstrich in diesem Zusammenhang mit Verweis auf das dort ansässige Drogenhilfezentrum Indro, die Situation sei deutlich verbesserungswürdig. Mehr Platz und mehr Unterstützung der Drogenabhängigen wurde denn auch aus den Reihen der Zuhörerschaft gefordert. Dekker verdeutlichte die Problemlage – aktuell werde in hohem Maß aufputschendes Kokain konsumiert. Dadurch erhöhe sich die Gewaltbereitschaft, und deshalb sei ein erhöhtes Aufkommen von Messerangriffen gerade im Bahnhofsbereich zu vermerken. Allerdings zeige das Waffenverbot am und im Bahnhof bereits gute Wirkung, die Zahlen seien rückläufig.
Unterschiedliche Interessenlagen
„Es muss dafür gesorgt werden, dass sich diese Menschen nicht am Bahnhof aufhalten müssen. Sie versprühen Unsicherheit, weil sie selbst unsicher sind“, verwies draußen!-Geschäftsführerin Babsi Vahle auf eine mögliche Lösung. Ratsherr Richard Michael Halberstadt, am Bahnhof seien mittlerweile drei verschiedene Randgruppen mit jeweils unterschiedlichen Interessenlagen zu unterscheiden – neben Obdachlosen gebe es Drogenabhängige und Osteuropäer. Es gebe bereits viele Institutionen, die sich um deren Belange kümmern, aber es fehle nach wie vor an allen Ecken und Enden. Das bestätigte auch Roman Sudeck, Mitautor des Straßenmagazins draußen!: Der nahende Winter verdeutliche einmal mehr, dass es an zahlreichen Hilfsgütern vom Thermo-Schlafsack bis hin zu Nahrung fehle.
Kooperation aller Institutionen
Einig waren sich alle Beteiligten, dass nur eine Kooperation aller aktiven Institutionen gemeinsam mit Polizei und Ordnungsamt zu einer Entspannung der Situation vor Ort führe – „wobei das in Münster vergleichsweise noch harmlos ist“, erinnerte Dekker an andere Großstädte. Und Tilman Fuchs bekam von Moderatorin Judith Schulte-Loh zum Schluss gleich ein erstes To-do als Oberbürgermeister mit: „Ein vernünftiger Boden für den Wohncontainer muss doch kurzfristig machbar sein…“












